Seit fast 20 Jahren, unternehmen wir immer wieder Wandertouren mit dem Dart 18.

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Dieses Jahr waren wir in der dänischen Südsee, die wirklich besonders attraktiv ist, da abwechslungsreich und relativ sicher. Wir begannen in der Flensburger Förde bei Langballigau. Dort gibt es einen Strand mit dahinter gelegenem Parkplatz, wo wir gut Autos und Trailer abstellen konnten. Wir waren zu viert auf zwei Booten. Mit Bernd segelte ich, meine Sohn Julian segelte mit seinem Freund Max.

Vorbereitung

So eine Tour braucht natürlich Vorbereitung. Man muss genau überlegen, was man an Gepäck mitnehmen kann, was man braucht. Da wir fast immer gezeltet haben, man braucht also das Zelt-Material, Picknick-Zeug, Kleidung für warme und kalte Tage. Das Ganze war wasserdicht in je zwei entsprechenden Säcken verpackt, die vorne am Beam solide verzurrt werden. Günstig ist zusätzlich eine kleinere Packmöglichkeit, die nicht ganz so fest verzurrt wird, so dass man sie leicht zwischendurch öffnen kann. Da hatten wir meist Picknicksachen, aber auch Portemonnaie und was uns sonst griffbereit benötigten. Ein wasserfestes oder entsprechend verpacktes Handy zum Navigieren ist enorm praktisch.

Von Langballig nach Kegnaes

Es war das zweite Mal, dass wir von Langballigau gestartet sind, und so hatten wir schon genauere Vorstellungen, wo wir langsegeln und auch anlanden könnten. Mit dem Dart ist man ja möglichst an Sandstrände gebunden. Diese sind auf den Karten nicht leicht auszumachen, Badestrände sind manchmal markiert, aber nicht immer sind dies Sandstrände. Wir möchten aber auch nicht an offizielle Badestrände, sondern lieben besonders einsame Stellen. Man kann sich etwas an Google Maps orientieren, aber sicher kann man das nur vor Ort entscheiden. Also mussten wir rechtzeitig nach einer geeigneten Landestelle suchen. Für unseren ersten Nachmittag war wenig Ostwind angesagt. Wir kreuzten aus der Flensburger Förde heraus. Das ging besser als befürchtet, der Wind war gar nicht so schlecht. Wir hatten schon im Jahr zuvor eine gute Stelle für die Übernachtung an der Südseite der Halbinsel Alsen gefunden. Damals waren wir an einem günstigen Strand gelandet, doch hatten wir anfangs Mühe, eine gute Stelle zum Zelten zu finden. Überall waren private Gärten oberhalb des Strandes oder auch ein riesiger Campingplatz . Also haben wir Spaziergänger am Strand angesprochen und in der Tat wurde uns etwas empfohlen, wo gelegentlich Pfadfinder zelten. Sehr schön, oberhalb des Strandes, mit Büschen und Bäumen etwas abgedeckt gegen den Wind, Wald außenrum. Diese Stelle suchten wir nun wieder auf. Nicht nur gab es diese nette Wiese zum Zelten, direkt oberhalb des Strandes war sogar ein Tisch mit Bänken, wo wir mit Blick auf Wasser und auf die deutsche Küste in der Ferne picknicken konnten. Ein wundervoller Abend, im Westen ging die Sonne unter und gleichzeitig ging im Osten der Vollmond auf! Als sich dann die Dunkelheit über die Förde senkte, sah man die Leuchtfeuer und die Positionslichter der noch segelnden Boote über dem Wasser, es war äußerst romantisch.

Durch den Sonderborg Sund und die Bucht von Aabenraa nach Aarö

Für den nächsten Tag war viel Wind angesagt, in Spitzen 5 bis 6 Beaufort. Das ist für Wandersegeln mit dem Dart eigentlich schon zu viel. Doch Julian hatte schon seit langer Zeit Lust durch den Sonderborg Sund zu segeln, der Alsen bei Sonderburg vom Festland trennt. Das ist eigentlich nur bei gutem Wind machbar, denn man ist ja überwiegend in Landabdeckung. Es war Ostwind angesagt und da der Sund von Süden nach Norden verläuft, war das war die optimale Vorhersage um dort hindurch zu segeln. Also starteten wir nun von der Halbinsel Kegnaes, die an der Südseite von Alsen liegt, wieder zurück nach Westen nach Sonderburg. Julian hatte die Öffnungszeiten der Brücke in Sonderburg im Internet herausfinden können, alle Stunden wird sie einmal geöffnet. Zufällig kamen wir mit dem flotten Wind raumschots annähernd pünktlich zur Öffnung. Direkt vor der Brücke ist verhältnismäßig wenig Platz, viele Boote warten dort, fast alle unter Motor. Unter Segel zu warten war nicht ganz einfach, denn an dieser engen Stelle sind die Winde sehr drehend, doch ist es uns recht gut gelungen. Wir waren mit bei den ersten Booten, die durch die geöffnete Brücke nach Norden fuhren. Die Boote unter Motor waren meist sehr rücksichtsvoll und ließen uns Platz zum Segeln.

Sonderburg ist eine relativ kleine Stadt, war eine wichtige Hafenstadt und überraschte uns jetzt mit erstaunlich modernen, abwechslungsreichen und schönen Neubauten, die wir bewunderten, obwohl wir schon konzentriert segeln mussten bei dem engen Fahrwasser und den vielen Booten. Doch schnell verließen wir die Stadt, das Fahrwasser wurde breiter und die Landschaft sehr angenehm. Nach Norden hin wurde die Wasserfläche immer ausgedehnter, der Wind dementsprechend stabiler. Am Abend zuvor hatten wir uns mit einem älteren deutschen Ehepaar unterhalten, die die Gegend gut kennen. Wir erzählten, dass wir immer auf der Suche nach guten Landemöglichkeiten sind. Sie empfahlen uns einen Ort westlich des Ausgangs vom Sonderborg Sund, und den fanden wir tatsächlich in der Bucht von Aabenraa mit schönem Sandstrand, einem kleinen Steg mit Booten und oberhalb einer kleinen Steilküste Häuser, sogar ein Hotel und Restaurant, dass leider geschlossen war. Und wie überall an hübschen Stellen in Dänemark fanden wir Tisch und Bänke zum Picknicken, sowohl unten am Strand als auch oben vor den Häusern mit schöner Aussicht. Es war ja noch nicht spät und wir wollten gerne noch weiter segeln. So machten wir also nur unser Picknick, um dann gleich wieder auf die Boote zu steigen und weiter Richtung Norden zu segeln. Unser Endziel war Middelfart am kleinen Belt, diesem Ort wollten wir uns noch etwas nähern. Als vorläufiges Ziel für den Tag hatten wir die Insel Aarö ausgesucht. Bernd und ich segelten vorneweg, Julian und Max, die für die Navigation zuständig waren, kamen hinterher und sie segelten in einen deutlich anderen Kurs als wir. Also näherten wir uns wieder langsam den beiden Jungs und stellten dann fest, dass es doch sinnvoll ist, sich genauer abzusprechen, welcher Kurs gesegelt werden soll. Die Insel erreichten wir ohne Mühe und fanden dort nicht sehr weit vom Hafen eine sehr schöne Stelle zum Landen, mit Sandstrand und dahinter Wiese, auf der einen Seite durch Büsche abgedeckt, so dass wir vor dem Ostwind geschützt waren. Das wilde Zelten in Dänemark ist glücklicherweise kein Problem. Die Dänen sind sehr entspannt, nicht nur was das Zelten angeht. Das Leben scheint ruhiger und sozialer als bei uns.

Der Hafen der Insel war nur einen Kilometer entfernt, dort fanden wir ein Restaurant. Die Yachthäfen sind sehr gut ausgestattet, man findet saubere Toiletten und auch Duschen.

Von Aarö nach Middelfart

Natürlich beobachteten wir täglich intensiv die Wetter- und Windvorhersage. Für den nächsten Tag war wenig Wind angesagt, für den übernächsten gar keiner, und drauf dann Starkwind aus West. Die verbleibende Strecke nach Middelfart war nicht mehr sehr groß, aber der Wind war am nächsten Tag so mau, dass wir doch recht lange brauchten. Zeitweise war kein Wind, die Boote bewegt sich praktisch nicht, dennoch war es überraschend, wie unterschiedlich sie sich manchmal bewegten. Als wir, nicht mehr sehr weit von Middelfart, für ein Picknick an Land gingen, fragten wir, wo man in Middelfart wohl anlegen und zelten könne. Da konnte uns keiner einen Rat geben, doch empfahl man eine winzige Insel im Kleinen Belt. Also segelten wir erst nach Middelfart, und nachdem Essen dort entschieden sich Julian und Max, die Nacht und den ganzen nächsten Tag auf der winzigen, unbewohnten Insel zu verbringen, während Bernd und ich den Ort anschauen wollten und ein wenig in der Landschaft wandern. Und diese Pläne wurden beide umgesetzt, beide Teams waren sehr zufrieden mit ihren Unternehmungen: Julian und Max genossen eine winzige Insel, wenige 100 m Durchmesser, Strand, ein wenig Erhebung, tags gelegentlich Menschen, die mit Booten vorbeikamen, nachts waren sie ganz alleine. Bernd und ich schauten die alte Stadt an und machten eine größere Wanderung mit sehr schönen Blicken auf die Gewässer des Kleinen Belt.

Bei Starkwind von Middelfart nach Lyö

Für den Tag mit dem starken Wind hatten wir sehr sorgfältig Pläne gemacht: ohne Vorsegel starteten wir, hielten uns auf der Westseite des Gewässers während unseres Weges nach Süden. Auf diese Weise waren wir etwas abgedeckt, vor allem vor größeren Wellen geschützt. Und es ging überraschend gut: obwohl nur mit Großsegel unterwegs, stand der Vorschoter immer im Trapez. Aber wir merkten bald, dass das mit dem Wind gar nicht so schlimm war. Die Strecke nach Aarö, für die wir am Vortag sechs Stunden gebraucht hatten, segelten wir nun in einer Stunde 20 Minuten! Und dort landeten wir kurz, aber nicht auf der Insel, sondern auf der der Festland Seite, schön abgedeckt. Und nun überlegten wir, wie wir unsere weitere Tour planen sollten. Wir fanden drei Optionen

  1. Direkt nach Süden Segeln, die Apenrader Förde queren und in den Sonderburgsund, am Nordende des Sonderborg Sundes anlegen und übernachten.
  2. Etwas weiter südöstlich segeln, dann an der Ostküste von Alsen entlang, um dort zu übernachten.
  3. Zu unserer Lieblingsinsel Avernakö segeln, weiter nach Osten gelegen, an der Westküste von Fünen. Die dritte Variante war die attraktivste, allerdings auch mit der längsten Strecke über offenes Wasser, trotzdem haben wir sie gewählt. Wenn es zu viel werden sollte, könnten wir immer noch nach Südosten abdrehen in den Schutz von Alsen.

Doch als wir los segelten, ging das überraschend gut. Es war zwar sehr flotter Wind, doch er kam raumschots und wir segelten flott und ohne wesentliche Probleme. Aber leider hatte ich keine richtige Orientierung auf dem Wasser, bei der rauschenden Fahrt wollte ich Bernd auch nicht sein Handy rausholen lassen, wir verließen uns auf Julian. Wir sahen Land immer dichter im Osten, konnten es aber nicht deuten. Und voraus, fern im Westen ebenfalls Land: Ärö oder Alsen? Dann schauten die Jungs vor uns auf das Handy, halsten, segelten zurück, offenbar hatten sie sich verfahren. Nachdem wir vorher Richtung Osten gesegelt waren, segelten wir jetzt nach Südwesten. Östlich von uns war ein Kap nach dem anderen zu sehen, wir hoffen immer, bald wieder nach Osten zu halsen, um hinter eine der Inseln in Abdeckung zu kommen, aber immer wieder erschienen ein neues Kap. Wir segelten dann wohl an der Halbinsel Horne entlang, wie ich es später auf der Karte feststellen konnte. Schließlich, die Wellen waren zeitweise erstaunlich steil und hoch, halsten wir doch nach Südosten und liefen auf Land zu. Jetzt war der Wind schon sehr stürmisch, trotzdem war mir unklar, wie sich bei so kurzen Anlauf (ca. 30 km) eine derartige Welle aufbauen konnte.

Kenterung!

Und da passierte es, ich sah es nicht kommen, war vielleicht einen Augenblick unkonzentriert: wir fuhren einen Stecker und kenterten! Kenterten sofort durch, blieben beide am Boot, stiegen wieder auf, der Mast begann gleich wieder hoch zu kommen, das Boot war dann schnell wieder in einer normalen gekenterten Position. Bernd versuchte, die Kenterleine zu befreien, die zwischen unserem Gepäck eingeklemmt war, doch es gelang ihm nicht. Schließlich nahmen wir das Großfall als Kenterleine und konnten damit problemlos das Boot aufrichten. Bernd blieb dabei vorne zwischen den Rümpfen, ich achtern. Während ich problemlos achtern zurück aufs Boot kam, hatte Bernd vorne erhebliche Mühe. Durch das Gepäck am Beam musste er sehr hoch, um auf das Trampolin zu kommen. Aber mit meiner Hilfe schaffte er es dann. Doch das dauerte etwas und in der Zwischenzeit schlug das Großsegel ganz entsetzlich im Wind. Traveler und Großschot hatte ich natürlich vor dem Aufrichten ganz aufgemacht, aber durch das Schlagen des Segels bekam die Großschot einen merkwürdigen Spin, durch den sich Traveler und Großschot um die Blöcke wickelten. Die waren dadurch so blockiert, dass sie nicht mehr zu bewegen waren. Und es gelang mir auch nicht, sie abzuwickeln, das war alles zu straff, dazu der Wind, das schlagende Segel, das unruhige Schiff, es war schrecklich! Schließlich hatten wir die Großschot ausgewickelt, mühsam klarierte ich die Schoten, mühsam gelang es, die Großschot wieder einzuhaken, doch in der Zwischenzeit war Entsetzliches passiert: durch das Schlagen des Segels waren inzwischen fast alle Latten gebrochen, und die gebrochenen Enden hatten das Großsegel eingerissen. Nach dem Aufrichten des Bootes war das Segel noch heil, die Latten auch, jetzt war alles Schrott. Glücklicherweise waren wir aber noch einigermaßen manövrierfähig, trotz des zerstörten Segels. Wir hatten auch nur noch einen sehr kurzen Weg bis hinter eine rettende schmale Landzunge. Julian und Max hatten in der Zwischenzeit einige hundert Meter entfernt auf uns gewartet, beigedreht. Wir segelten zu ihnen hin, sie versuchten nun auch los zu segeln und kenterten sofort. Richteten aber auch ohne Mühe auf, segelten jedoch nicht weiter. Uns war unklar, was sie daran hinderte, sie waren offensichtlich nicht verletzt, das Boot intakt, soweit wir das beurteilen konnten. Es war aber mit dem starken Wind und der Welle so unruhig, dass wir uns Ihnen nicht hinreichend nähern konnten für eine geschrieene Information. Ich machte Handzeichen, dass wir hinter die Landzunge in den Hafen segeln würden, was wir dann auch gleich taten. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich die beiden da draußen ließ, doch helfen kann man einem Boot bei diesem Wetter nicht. Jemanden aus dem Wasser fischen, das wäre schon gegangen, aber Anlegen hätte unweigerlich zu einem Verlust der Boote geführt.

Land in Lyö

So segelte ich hinter die Landzunge auf einen kleinen Hafen zu, wie sich dann später herausstellte, die Insel Lyö. Nach 800 Metern waren wir schon im ruhigen Wasser. Ein Kai mit Anlegestelle für die Fähre, rechts davon Yachthafen, links etwas Strand, dann Schilf. Es war Ebbe und extrem flach: wir stiegen ab und versuchten das Boot im fußtiefen Wasser an den Strand zu schleppen, kamen aber nur auf 150 m Entfernung an den Strand heran. Also Segel runter, Gepäck abladen, um dann das Boot an Land zu bekommen. Ich wollte an den Kai, um nach Julian zu schauen, gegebenenfalls Hilfe zu schicken, doch da kam er angesegelt: er hatte Probleme gehabt zu manövrieren, hatte Angst gehabt, erneut zu kentern und schließlich entschieden, sich treiben zu lassen, bis er durch die enge Stelle in ruhiges Wasser kam und dann zum Hafen segeln konnte. Gemeinsam luden wir ab, nahmen die Masten runter und trugen die Boote raus auf den Sandstrand. An diesem kleinen Hafen gab es nichts, außer zwei kleinen Häuschen mit Toiletten, Duschen, Aufenthaltsraum mit komplett eingerichteter Küche, Tischen und Stühlen. Schließlich gab es noch einen kleinen verlassenen Imbissstand und einige Mirabellenbäume mit schönen reifen Früchten. In dem Hafen lagen viele Yachten, ich fragte eine vorbeikommende Seglerin, ob sie ein Restaurant auf der Insel wisse. Ja, sie habe den Chef eines Restaurants zufällig kennengelernt, aus einem renommierten Restaurant in Kopenhagen kommend, von dieser Insel stammend Er wolle ein gehobenes Restaurant etablieren. Gegessen habe sie da noch nicht. Wir liefen also hoch, zwischen Feldern und Bäumen, dann kleinen reetgedeckten Fachwerkkaten – wie ein Museumsdorf – ein Teich, eine Backsteinkirche, erstaunlich groß, 17. Jahrhundert; fanden das Restaurant: Essen erst ab 18 Uhr. Vorher waren wir schon am Kaufmannsladen der Insel vorbeigekommen, einige Tische, Stühle und Bänke davor mit trinkenden Gästen, offensichtlich Segler. Dorthin kehrten wir nun zurück, holten Kaffee und Kuchen und kalte Wiener Würstchen. Dabei erzählten wir den Seglern von unserer Havarie.

Hoffnung

Es war der holländische Kapitän des holländischen Schoners, der am Kai lag, mit seinen zwei Matrosen und einigen Passagieren. Das Boot war für eine Woche von einer Gruppe ehemaliger Pfadfinder aus Bayern gechartert. Der Skipper meinte, das Segel könne man kleben mit Epoxy, gar kein Problem, sei danach fester als vorher, wir sollten mit dem Segel später zum Schoner kommen. Wir liefen also zurück zum Hafen, machten uns landfein, setzten uns in den Aufenthaltsraum und warteten auf die Mannschaft des Schoners. Auf der Insel hatte sich unsere Ankunft sofort herumgesprochen, selbst die  Kaufmannsfrau wusste schon davon. Als dann Leute vorbei kamen, fragten sie, ob wir die Segler mit dem gerrissenen Segel seien. Ja, der Skipper würde in einer Viertelstunde kommen. Er kam in der Tat, die letzte Runde Bier, von der sie vor einer guten Stunde gesprochen hatten, war wohl von anderen letzten Runden überrundet worden. Er schaute das Segel an – nein, das sei irreparabel. Wir hatten in der Zwischenzeit verschiedene Optionen durchgesprochen, wie es weitergehen könnte, wie wir die Boote nach Langballigau transportieren könnten. Nach mehreren komplizierten Möglichkeiten wollten wir schließlich den Kapitän des Schoners fragen, ob er uns samt zwei Booten und Gepäck nach Eckernförde mitnehmen könne, denn er hatte erwähnt, dass sie am nächsten Tag nach Eckernförde segeln würden.

Seine Antwort: Ja, das sei denkbar, er müsse das mit seiner Mannschaft besprechen, wir sollten doch später nachfragen. Nun wollten wir ja zum Abendessen, fragten also, ob wir noch nach 22 Uhr nachfragen könnten: Ja, kein Problem. Wir hatten inzwischen die Zelte aufgebaut und machten uns auf den Weg zum Restaurant.

Es war ganz hervorragend! Und ein netter Chef. Als wir später zum Schoner zurückkamen, erhielten wir die erlösende Zusage: Am nächsten Morgen sollten wir all unser Zeug und die beiden demontierten Boote auf den Schoner verladen und würden dann nach Eckernförde gebracht. Ein unglaubliches Glück! Wir Wurden noch zum Umtrunk von den netten Pfadfindern eingeladen und erfuhren, dass das der Schoner, die Regina Maris , 45 m lang, ursprünglich ein motorisierter Fischkutter gewesen sei, Anfang der 90er Jahre in Polen zu einem Segelboot umgebaut wurde.

Mit dem Schoner nach Eckernförde

Am nächsten Morgen nahmen wir die Boote auseinander und packten unser Zeug.   Das wurde ein enormer Berg Gepäck! Aber alles konnte auf den Schoner verladen werden, die Pfadfinder haben uns wunderbar geholfen.

Bei frischem Wind aus Nordwest legten wir unter Motor ab, aber schon als wir 2 m vom Kai entfernt waren, wurde das Schonergroß gesetzt, 12 Personen mussten am Fall ziehen, 6 an jeder Seite, um das Segel hoch zu bekommen, und sie mussten sich kräftig ins Zeug legen! Dann wurde auch die Querfock an der Rahe gesetzt, später, als die Querfock geborgen wurde,  auch Klüver und ein weiteres Vorsegel. So zogen wir an der Insel Avernakö vorbei auf die deutsche Küste zu und landeten am Nachmittag in Eckernförde.

Bernd hat unseren Freund Lars  telefonisch gefragt, ob er uns, aus Kiel kommend, in Eckernförde abholen und zu Hängern und Autos bringen könne, das geschah dann auch. Wir waren begeistert, dass Lars uns nicht nur diesen Dienst erwies, sondern uns auch noch ein Restaurant in Kiel empfahl, wo wir gemeinsam aßen und uns für die Nacht unterbrachte: welch ein Luxus! So ist dieses zeitweise schreckliche Abenteuer schließlich erstaunlich positiv zu Ende gegangen. Wir möchten es nicht missen.

Fazit

Hier noch einige Überlegungen zu dem, was wir hätten besser machen können:

  1. Bei jedem gemeinsamen Ablegen vorher genau besprechen, wo lang gesegelt werden soll. Hinreichend dicht beieinanderbleiben.
  2. Wenn es gut läuft, hoch am Wind oder vor dem Wind, aber die Windverhältnisse nicht ganz kalkulierbar sind, zwischendurch mal Halbwind segeln, wenden, halsen, um zu sehen, wie sicher das Boot sich beherrschen lässt.
  3. Ruhig immer wieder mal die Fahrt rausnehmen (das fällt ja so schwer!) um Position und Kurs auf der Karte zu kontrollieren.
  4. Zufluchtpunkte rechtzeitig einplanen und auch rechtzeitig anlaufen, wenn die Boote nicht mehr ganz locker kontrolliert werden können.
  5. Wenn die Situation nicht mehr kontrolliert werden kann, Fock back nehmen, falls sie noch steht. Großsegel bergen, ggf. ohne Segel versuchen abzuwettern bzw. ein sicheres Ufer zu erreichen. Man kann auch 1-2 m Großsegel stehen lassen, um eine begrenzte Manövrierfähigkeit zu behalten.

Wir hätten, wenn wir die Spannung aus dem Cunningham genommen hätten und damit das Schlagen des Großsegels gestoppt, den großen Schaden vermieden. Ich weiß das, doch in der Stresssituation hatte ich leider nicht den richtigen Reflex.